Lány - Eine Siedlung im awarisch-slawischen Kontaktgebiet

Geografische Lage von Lány (rot)

Die frühmittelalterliche Siedlung von Lány (Gemeinde Breclav, Tschechische Republik) liegt auf der linken Seite der Thaya und ist seit den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts bekannt. Damals wurde sie während der archäologisch-geologischen Prospektion der Zweigstelle von Mikulcice des Brünner Archäologischen Institutes entdeckt. Die Bedeutung der Siedlung hat sich aber erst später gezeigt, als zahlreiche Metalldetektorfunde ans Tageslicht gekommen sind. Heute zählt Lány mit mehr als 30 Funden von awarischen "Bronzen" des 8. Jahrhunderts zu den reichsten Fundstellen ihrer Art in der Region. Unter diesen Funden tauchen nicht nur die üblichen Gürtelbestandteile auf, sondern auch Schmuck und, was besonders interessant ist, Neben- und Abfallprodukte des Schmelz- und Gussprozesses. Eine lokale Verabeitung des Buntmetalls ist daher sehr wahrscheinlich. 

Besonders spannend ist der Umstand, dass sich Lány zwischen March und Thaya befindet, also in einem Gebiet, das üblicherweise als slawischer und nicht als awarischer Siedlungsraum bezeichnet wird. Dafür sprechen auch die anderen Fundstellen aus dem 6.-8. Jahrhundert in der näheren Umgebung, wie etwa die frühslawischen Brandgräber aus Pohansko, Wald Trnva oder Bernhardsthal. Es ist denkbar, dass sich im 8. Jahrhundert an der Grenze zwischen Awarischem Kaghanat und der slawischen Oikumene mit Lány ein Zentralort befunden hat. Lány hat seine Stellung im 9. Jahrhundert verloren, als das naheliegende Pohansko an Bedeutung gewonnen hat.

Im Rahmen des Projekts wurden 2015 Ausgrabungen in Lány durchgeführt. Die Ergebnisse belegen intensive Siedlungsaktivitäten am Ort. Aus der Kulturschicht und den Siedlungsgruben stammen zahlreiche keramische Scherben, Tierknochen und weitere Gürtelbeschläge awarischer Prägung. Die Funde werden aktuell einer archäometallurgischen Analyse unterzogen.